Nachhaltigkeit wird zum Gebot der Stunde

Man kann den Menschen ja mit noch so vielen Ratschlägen kommen- richtig glauben können sie etwas nur, wenn sie es am eigenen Leib, also haptisch, erfahren. Daher soll es ja auch Eltern geben, die es für pädagogisch wertvoll halten, wenn sich ihre Sprösslinge die Pfoten an der heißen Herplatte verbrühen. Schmerz bildet.

Insofern könnten die Rekordtemperaturen dieses Sommers auch ihr Gutes haben: Bei z.B. 42,6 C im niedersächsischen Lingen dämmerte es wahrscheinlich auch dem größten Skeptiker spätestens beim Treppensteigen oder Getränkekistenschleppen, dass die Nummer mit der Erderwärmung nicht nur ein abstraktes Gedankenspiel, sondern ein ziemlich realistisches Szenario mit gravierenden Folgen ist. Längst haben etliche wissenschaftliche Studien bewiesen, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Wer das angesichts der drückenden Beweislast und der letzten beiden Sahara-Sommer immer noch leugnet, glaubt wahrscheinlich auch daran, dass der Klapperstorch die Babys bringt oder der russische KG8 die westliche Bevolkerung mit linksdrehenden Bakterienkulturen im Joghurt vergiften möchte.

Den Allermeisten aber scheint in den letzten Jahren klar geworden sein, dass sich etwas an unseren Lebens- und Konsumgewohnheiten ändern muss. Das ist eine Aufgabe der Politik, aber auch eine Aufgabe jedes Einzelnen und jedes einzelnen Unternehmens. Nachhaltigkeit wird zum Gebot der Stunde, denn der Markt verlangt danach. Wer seiner unternehmerischen Verantwortung gerecht werden will, muss auch Verantwortung für die Umwelt zeigen, sonst landet er im derzeitigen Meinungskilima schnell auf dem Abstellgleis.

Dementsprechend tut sich im Werbeartikelmarkt derzeit einiges. Die Anzahl an Werbeartikeln mit nachhaltigem Ansatz ist geradezu sprunghaft gestiegen. Neue Nischenplayer mit unverbrauchten, aber ökologischen ldeen wie Stiften aus Textilfasern drängen auf den Markt, etablierte Spezialisten erweitern ihre Programme um Artikel aus alternativen Mate- rialien oder stellen ihre Produktionen um. Textilien aus Bio-Baumwolle oder klimaneutral hergestellte Adventskalender ohne Kunststoff-Tiefziehteile gehören mittlerweile fast zum Standard. Alerdings ist es die Aufgabe des Handels, Zeit zu investieren und sich mit der Materie auseinanderzusetzen, um für seine Kunden die Produkte herauszusuchen, die am besten zur jeweiligen Nachhaltigkeitsphilosophie des Unternehmens passen. Und da muss man genau hinschauen: Nicht alles, was sich nachhaltig schimpft, hat einen Umweltorden verdient, nicht alles, was derzeit verdammt wird, sollte auch verbannt werden. Mehrwegprodukte aus Kunststoff sind z.B. deutich besser als ihr Ruf, wohingegen die Stiftung Warentest erst jüngst davon abgeraten hat, Becher aus Bambus zu nutzen, zumindest jene, die einen zu hohen Melamingehalt haben. Ist aber nur ein Ratschlag, dem man nicht folgen muss. Man kann schließlich auch seine eigenen Erfahrungen machen.

Quelle: WA Werbeartikel Nachrichten, September 2019, Chefredakteur Dr. Mischa Delbrouck